11 Fragen an den Vorstand – Teil 5

Welche Tipps könnt ihr für eine Firmengründung aus eurer persönlichen Erfahrung heraus geben?

Stefan Mooser: Das Erste ist natürlich: sich erstmal trauen. Nicht im Kopf irgendwelche großen Luftschlösser bauen und dann 10.000 Gründe finden warum es nicht funktionieren kann, sondern einfach machen, und einfach machen! Das heißt jetzt allerdings nicht, dass man planlos vorgehen soll. Ich würde empfehlen, mich nicht immer nur nach dem Kunden zu richten, sondern zu überlegen: Was will ich denn anbieten? Was braucht der Markt auch in den kommenden Jahren? Was kann ich dem Markt bieten? Für alle diese Antworten gilt es dann den goldenen Mittelweg zu finden. Das bedeutet konkret, einfach beginnen und sich dann kontinuierlich den Marktbedürfnissen anpassen. Wenn es eine Firmengründung ist, bei der Dienstleistung und Handel eine große Rolle spielt braucht es dann keinen „Big Bang“, sondern man kann es langsam aufbauen und es braucht keine großen Finanzierungspläne.

Wenn Start-Ups tatsächlich von einer Branchengröße übernommen werden, können die Gründer das große Geld machen, aber ich glaube, da sieht man auch nur die Spitze des Eisbergs. Das heißt man sieht nur die, die es geschafft haben. Alle, die in der Garage sitzen und später den Kredit zurückzahlen müssen, die sieht man nicht. Da ist auch ganz viel Glück und Zufall mit dabei, das hat man bei Google gesehen, bei Amazon und bei Facebook.

Martin und ich wollten hier konservativ bei der Gründung vorgehen. Aber das hat jeder selbst in der Hand. Da muss jeder handeln, wie es dem- oder derjenigen vom Wesen her entspricht. Gegen das eigene Wesen zu handeln ist sehr schwer. Wir haben bewusst den langsamen Weg gewählt, deshalb wachsen wir auch langsam, aber kontinuierlich. Man kann auch andere Wege gehen, aber das muss dann zu einem passen. Das Schlimmste ist, wenn man versucht sich zu verbiegen, sowohl mental als auch bei der Ausrichtung des Angebots der Firma. Kurzfristig mag das funktionieren, aber langfristig wird das keinen Erfolg haben.

Martin Holzner: Es kommt darauf an wie man gründet. Manche gründen allein eine Firma, das ist auch ein Weg, aber sicher nicht immer so einfach. Ich persönlich denke, eine Firma, das ist immer eine Team-Angelegenheit. Einen Gegenpol zu haben ist meiner Meinung nach extrem wichtig. Stefan und ich haben hier ein besonders gutes Gegenpol-Verhältnis gefunden, unsere Stärken ergänzen sich sehr gut. Man muss verstehen, wie der andere tickt und beide Seiten müssen kritikfähig sein. Jeder wird mal eine Entscheidung treffen, die der andere vielleicht nicht so getroffen hätte. Aber da müssen dann beide trotzdem hinter der Entscheidung stehen. Auf jeden Fall ist es für die Gründung wichtig, dass man sich eng abstimmt. Mittlerweile ist es bei uns so, dass wir uns die Bereiche im Vorstand aufteilen. Ab einer gewissen Größe muss man Verantwortlichkeiten und Prozesse aufteilen, sonst wird es auch für die Mitarbeiter schwierig zu wissen, an wen sie sich wenden sollen.